Als in meiner Jugend bei mir die ersten Härchen wuchsen, war ich stolz darauf und deutete sie als Zeichen, erwachsen zu werden. Heutzutage werden diese meist sofort wieder entfernt. Während damals nur die Bikinizone rasiert wurde, wird heute die gesamte Intimzone gewachst, rasiert oder epiliert. „Hairy“ ist ein Fetisch geworden. Warum ist die Intim-Enthaarung mittlerweile fast ein Muss?
Ein nachvollziehbarer Grund ist, dass niemand beim Oralsex gerne Haare im Mund hat. Die meisten Frauen rasieren sich jedoch aus anderen Gründen. Viele Frauen denken, sie seien unreinlich, wenn sie nicht rasiert sind. Der Irrglaube, ein rasierter Intimbereich sei hygienischer, ist weit verbreitet. Dabei ist das Gegenteil der Fall! Die Haare dienen als natürliche Schutzbarriere für die empfindliche Haut im Intimbereich. Sie fangen Bakterien ab, saugen Schweiß auf und verhindern so, dass Bakterien und Pilze sich vermehren. Gynäkolog:innen berichten aus ihrem Praxisalltag von einem Anstieg an Entzündungen, Abszessen, Schnittwunden, allergischen Reaktionen und vaginalen Infektionen, verursacht durch die Intimrasur.
Die Zunahme von gesundheitlichen Problemen ist allerdings nicht der einzige Grund, warum man der Enthaarung kritisch gegenüberstehen könnte. Es geht auch um den gesellschaftlichen Druck, wie Frauen auszusehen haben – auch untenrum. „Ein haarloser Intimbereich steht in gewisser Weise für das Ideal der reinen Frau“, sagt die Sexualmedizinerin Prof. Dr. Aglaja Stirn. „Sie erscheint dadurch weniger triebhaft, nicht gefährlich oder bedrohlich, sondern unschuldig. Die Allgegenwärtigkeit der glatt rasierten Körper führe zu einer zunehmenden Lustlosigkeit, erklärt Stirn. „Je mehr ideale Bilder uns umgeben, desto eher wird uns bewusst, dass wir diese perfekte Darstellung nie erreichen können – und desto weniger Lust haben wir, unsere eigene Sexualität auszuleben.“ Außerdem setzen sich an der Intimbehaarung Sexuallockstoffe fest und werden wie mit einem Fächer verbreitet, um Paarungsbereitschaft zu signalisieren. Das unbehaarte Geschlecht mag sich also attraktiver anfühlen, anziehender ist es nicht.
Intimbehaarung ist out
Alle Studien kommen zu einem ähnlichen Ergebnis: Je jünger, desto enthaarter. Amerikanische Frauenärzt:innen berichten in einem Artikel, dass schon 13-jährige Patientinnen untenrum komplett rasiert seien, beeinflusst durch Hänseleien in der Umkleidekabine, Social Media und Internet-Pornographie. Pro Familia zum Beispiel warnte bereits davor, dass junge Menschen überhaupt keine Alternative zur Rasur mehr kennen würden und das Gefühl hätten, bei der Komplettenthaarung handle es sich um eine gesellschaftliche Erwartung.
Wenn die Vulva haarlos ist, wird sie natürlich auch sichtbar. Viele junge Frauen haben durch Pornos ein unrealistisches Bild von weiblichen Geschlechtsorganen. Dass Vulvalippen während des gesamten Lebens wachsen und bei einer erwachsenen Frau in der Regel nicht so aussehen wie bei einem Mädchen, ist vielen nicht klar. Darum hängt die starke Zunahme von Vulvalippenkorrekturen auch mit dem Trend zur Enthaarung zusammen.
Ob nun getrimmt, komplett enthaart oder teilrasiert: Hauptsache, Sie fühlen sich wohl! Sollten Sie unzufrieden mit dem Aussehen Ihrer Geschlechtsorgane sein, kann das Auswirkungen auf Ihr Sexualleben haben. Vereinbaren Sie einen Termin für ein kostenfreies unverbindliches Informationsgespräch! Ich bin gerne für Sie da.
